Aschermittwoch. Für viele beginnt nun die Fastenzeit und damit auch der Abschied von den Faschingskrapfen. In dieser Zeit der Reduktion möchte ich auf eine andere Art der Einsparung aufmerksam machen: die Kürzung von freiwilligen Sozialleistungen.
Vor drei Jahren bat mich ein Kunde um Unterstützung, nachdem die Streichung einer „symbolischen Anerkennung“ – der Faschingskrapfen – in seinem Unternehmen zu einer echten „Krapfen-Krise“ geführt hatte.
Die „Krapfen-Krise“ entstand, als das Unternehmen entschloss, die Tradition der Faschingskrapfen zu streichen, um rund 1.500 Euro zu sparen. Was zunächst wie eine einfache Kostenreduktion erschien, führte jedoch zu Enttäuschung und Frustration unter den Mitarbeitenden. Die Krapfen waren mehr als nur eine süße Geste – sie symbolisierten Anerkennung und Wertschätzung für die engagierte Arbeit des Teams. Die Entscheidung, diese kleine Tradition zu opfern, sorgte für Unmut und vermittelte den Mitarbeiter:innen das Gefühl, dass Einsparungen auf ihre Kosten gingen.
Die Aktion blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Unternehmenskultur: bei der nächsten Mitarbeiter:innen-Befragung sank der Trust-Index um satte 14%. Sicherlich war es nicht nur die Entscheidung um die Krapfen, die zu diesem Rückgang geführt hat. Aber sie war ein Zeichen, das tiefgehende Folgen hatte. Auch erkennbar daran, dass der Begriff „Krapfen-Krise“ noch heute als geflügeltes Wort für Einsparungen auf Kosten der Mitarbeiter:innen im Unternehmen gilt.
Wie hätte man die „Krapfen-Krise“ verhindern können?
Anders gefragt: was kann ein Unternehmen tun, das einsparen muss, aber keine „Krapfen-Krise“ auslösen möchte? Die Antwort liegt in einer besseren Information, einer 2-Weg-Kommunikation und einer stärkeren Einbeziehung der Mitarbeiter:innen. Lass uns das genauer anschauen:
- Information: Zunächst gilt es, die Gründe für die Einsparungen klar zu kommunizieren. „Wir müssen sparen, weil…“ Wenn du diese Frage transparent beantwortest und den Sinn der Sache vermittelst, werden Menschen verstehen, dass es eine Notwendigkeit zur Kostenreduktion gibt.
- Kommunikation: Kommunikation ist nicht nur das Übermitteln von Informationen, sondern der Austausch von Gedanken und Gefühlen. „Was sagt ihr dazu?“ ist die Schlüsselfrage, die andere ins Geschehen einbindet. Es ist wichtig, dass sich Menschen gehört fühlen und dass ihre Meinung wahrgenommen wird. Auch wenn du anderer Meinung bist – nachfragen und zuhören zeigt, dass du auch die andere Perspektive schätzt.
- Partizipation: „Lasst uns gemeinsam Lösungen finden – Was habt ihr für Ideen?“ – Einsparungen können auch eine Chance sein, zusammenzurücken. Wenn du deine Mitarbeiter:innen in den Prozess einbeziehst, wirst du feststellen, dass großartige Ideen oft direkt aus ihren Reihen kommen. Vielleicht hätten die Mitarbeiter:innen in unserem Fall von sich aus vorgeschlagen, auf die Krapfen zu verzichten und selbstgebackenen Kuchen mitgebracht. Mit dem Ergebnis, dass statt dem gefühlten „Wegnehmen“ ein gemeinsames Durchstehen einer schwierigen Zeit empfunden wird.
Fazit: Von der Krapfen-Krise zum Kulturgewinn – Wie Kommunikation Vertrauen schafft
In meinen 20 Jahren Erfahrung, in denen ACCELOR gemeinsam mit Great Place to Work® Unternehmen auf ihrer Reise von „Good to Great“ begleiten, habe ich eine klare Erkenntnis gewonnen: Der Schlüssel zu einer starken Unternehmenskultur – und damit zu engagierten Mitarbeiter:innen – liegt in der Kraft der Information, Kommunikation und Partizipation. Diese sind die Grundlage für Glaubwürdigkeit, Respekt und Fairness, die wiederum die essenziellen Säulen von Vertrauen sind. Dieser Zusammenhang wird seit über 40 Jahren von Great Place to Work® in rund 70 Ländern erforscht und bestätigt.
Was sich in allen Kultur-Projekten zeigt, ist, dass die besten Lösungen nicht von oben diktiert werden, sondern aus den Teams selbst kommen. Die Mitarbeiter:innen sind die wahren Expert:innen für ihren Arbeitsalltag – sie wissen am besten, was funktioniert und was gebraucht wird. Wenn Unternehmen in schwierigen Zeiten auf ihre Expertise setzen, ihnen Vertrauen entgegenbringen und sie aktiv in Entscheidungsprozesse einbinden, entstehen nicht nur kreative Lösungen, die auch mitgetragen werden, sondern auch ein enormer Vertrauensvorschuss, der tragfähige Bande für die Zukunft schafft.
Die „Krapfen-Krise“ hätte viel mehr sein können als ein symbolisches Missverständnis. Sie hätte die Chance sein können, den Zusammenhalt zu stärken und das Vertrauen der Mitarbeiter:innen zu festigen. Hätte das Unternehmen gemeinsam mit seinen Mitarbeiter:innen nach Lösungen gesucht, wären nicht nur die Kosten reduziert, sondern auch die Unternehmenskultur gestärkt worden. Und damit wäre es ein echter Gewinn für das Team und das Unternehmen gewesen.
Möchtest du mehr über dieses Thema erfahren?
Dann melde dich gerne bei mir, wenn du die Vertrauenskultur in deinem Unternehmen stärken oder eine Kommunikationsstrategie entwickeln möchtest, die deine Mitarbeiter:innen aktiv einbezieht.